Filderstadt steht weiterhin unter großem Aufnahmedruck

Containerstandort in Plattenhardt wird vorbereitet

FILDERSTADT. Oberbürgermeister Christoph Traub sagt es unmissverständlich: „Die Aufnahme von Geflüchteten ist eine Pflichtaufgabe der Kommunen. Da bleibt uns nahezu kein Handlungsspielraum.“ Weltweit nicht abreißende Flüchtlingsströme setzten Städte und Gemeinden weiterhin unter enormen Druck. Gleichzeitig seien, so das Stadtoberhaupt, die Unterbringungskapazitäten landauf, landab erschöpft – auch in Filderstadt. Was tun? Um die Belegung von Sporthallen zu vermeiden, haben Gemeinderat und Verwaltung die Errichtung einer zeitlich begrenzten mobilen Containerunterkunft auf dem Weilerhau-Parkplatz in Plattenhardt beschlossen. Nächste Woche starten die ersten Vorbereitungen – genauer die Maßnahmen für die künftige Entwässerung und Stromversorgung sowie die Unterbauarbeiten.

Die harten Fakten gönnen den Kommunen keinerlei „Verschnaufpause“: Weltweit sind Millionen von Menschen in Not auf der Flucht, die (städtischen) Unterbringungen fast überall belegt. Dies sieht auch in Filderstadt nicht anders aus. Zudem sind Anmietungen von Flächen, Häusern oder Wohnungen inzwischen nahezu aussichtslos. So standen Gemeinderat und Verwaltung schließlich vor zwei Alternativen: Entweder müssen örtliche Sporthallen belegt oder Container im Plattenhardter Weilerhau errichtet werden.

Botschaft an Bund und Land

Christos Slavoudis, der Leiter des Amts für Integration, Migration und Soziales, liefert das aktuelle Zahlenmaterial. Allein in 2022 seien über 1,2 Millionen Geflüchtete im deutschen Ausländer-Zentralregister verzeichnet worden – davon rund 1.024.000 Ukrainer*innen sowie 182.000 Personen aus anderen Herkunftsländern. In Filderstadt fanden im vergangenen Jahr 628 Menschen in Not eine sichere Bleibe. In diesem Zusammenhang danken Traub und Slavoudis allen hilfsbereiten Bürger*innen, die über 350 Geflüchtete in privatem Wohnraum unterkommen ließen. Doch die Flüchtlingsströme gehen weiter.

Auch Filderstadt muss weitere Menschen in Not unterbringen. Christoph Traub: „Als Verwaltung unternehmen wir mit dem Gemeinderat alle Anstrengungen, dass wir in guter Weise verträgliche Lösungen finden – sowohl für die Bürger*innen in unserer Stadt als auch für die Menschen, die zu uns kommen.“ Auch wenn dies sicherlich nicht einfach werde, müssten sich die Kommunen diesen aktuellen Herausforderungen stellen. Gleichzeitig teilt Filderstadts Oberbürgermeister aber auch Bund und Land in aller Deutlichkeit mit, dass die kommunalen Kapazitäten – seien dies die räumlichen Unterbringungsmöglichkeiten wie auch die Kraftressourcen der hauptamtlichen Mitarbeitenden und des Ehrenamts – inzwischen erschöpft seien. Sein Ausblick: „Unser Spielraum, akzeptable Lösungen zu finden, wird immer kleiner. Für diese Daueraufgabe müssen wir aber handlungsfähig bleiben. Dazu muss man uns Kommunen in die Lage versetzen.“

Standort für maximal 130 Personen

Dennoch habe die Große Kreisstadt derzeit ihre Pflichtaufgabe zu erfüllen. So werden voraussichtlich im November 80 mobile Container für maximal 130 Geflüchtete auf dem Weilerhauparkplatz aufgebaut. Das Investitionsvolumen: rund 2,35 Millionen Euro. „Die angemietete Anlage ist für einen Zeitraum von vorerst 24 Monaten geplant“, erklärt Peter Fix vom Hochbauamt. Die Module würden, so der Experte, in vier „Gebäudereihen“ á 20 Container angeordnet und erhielten ein leicht geneigtes Pultdach. Das Amt für Integration, Migration und Soziales erarbeitet derzeit eine umfassende (Betreuungs-)Konzeption für den Standort.

Warum Weilerhaus Höhen? Die Frage ist rasch beantwortet: Bei der Auswahl des Standorts spielt das Gleichbehandlungsprinzip eine wichtige Rolle. Aktuell ist Plattenhardt der einzige Stadtteil ohne eine Unterkunft für Geflüchtete. Bernhausen, Bonlanden, Harthausen und Sielmingen haben bereits viele Menschen in Not aufgenommen. Zudem standen dort bereits in der Vergangenheit – zeitlich begrenzt - Zelte und Container für Geflüchtete.

Transparenz über die dortigen Entwicklungen in den kommenden Wochen und Monaten ist Oberbürgermeister Christoph Taub immens wichtig. So findet am Dienstag, 17. Oktober 2023, um 18.30 Uhr ein offenes Nachbarschaftsgespräch in der Weilerhauhalle in Plattenhardt statt. Interessierte Bürger*innen sind herzlich willkommen. (sk)