Johann Gotthard Müller 1747 - 1830
Kupferstecher
Er wurde 1747 als Sohn des Bernhäuser Schultheißen Johannes Müller in Bernhausen im Haus Rosenstraße 22 geboren.
Die Familie sah ihn für den Beruf des Geistlichen vor, so besuchte er mit 14 Jahren das Gymnasium Illustre in Stuttgart, nahm aber daneben Unterricht im Freihandzeichnen in der 1761 gegründeten "Académie des Arts" in Stuttgart.
Auf Anraten seiner Lehrer trat er jedoch nicht in das Tübinger Stift ein, um Theologie zu studieren, sondern besuchte mit einem herzoglichen Stipendium die Akademie in Stuttgart, um dort "Civilbaukunst" bei de la Guêpière und Malerei bei Guibal zu studieren. Nach sechsjährigem Studium wurde er 1770 mit einem Stipendium von jährlich 400 Gulden nach Paris geschickt, um dort die Kunst des Kupferstiches zu erlernen.
Er studierte dort bei dem in Paris lebenden Deutschen Johann Georg Wille. Als erste Platte fertigte er 1773 die "Nymphe Erigone" an, ab 1774 wandte er sich verstärkt dem Portrait zu. 1776 rief ihn Herzog Carl Eugen nach Stuttgart zurück und ernannte ihn zum Professor der Kupferstecherkunst an der Militärakademie, der späteren Hohen Carlsschule. Er begann dort mit einer "Kupferstecherei" mit drei Schülern.
1777 heiratete er Charlotte Catharine Schnell aus Stuttgart, sie starb jedoch bereits 1781 im Alter von 21 Jahren. Müller fertigte einen Kupferstich von ihr nach einem Portrait von Tischbein mit dem Titel "La tendre mère". 1781 konnte die Kupferstecherschule Gotthard Müllers, die nun acht Schüler umfasste, durch den Verkauf der Arbeiten bereits kostendeckend arbeiten und sogar Gewinne erwirtschaften.
1782 heiratete Müller Rosine Schott. Aus dieser Ehe gingen insgesamt neun Kinder hervor. 1785 erhielt er aus Paris den Auftrag, ein Portrait König Ludwig XVI. im Krönungsornat von Duplessis in Kupfer zu stechen; als das Werk, das zu seinen besten gehört, jedoch fertig gestellt war, hatte die Französische Revolution die Monarchie abgeschafft, der König wurde 1793 hingerichtet, das Werk war somit unverkäuflich.
1793 starb Herzog Carl Eugen, sein Nachfolger hob die Hohe Carlsschule im folgenden Jahr auf, die Kupferstecherschule sollte allerdings noch bestehen bleiben. 1797 wurde aber auch Müller das Gehalt entzogen. Obwohl er Angebote für eine Professur in Berlin und in Dresden erhielt, entschloss sich Müller in Stuttgart zu bleiben, zumal ihm Erbprinz Friedrich 1798 eine Pension von 600 Gulden gewährte.
Als größeres Werk fertigte Müller 1798 die "Schlacht von Bunkers-Hill bei Boston 1775", ein Motiv aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, es ist eines der wenigen Bilder Müllers, auf denen er ein historisches Ereignis darstellte. Ganz überwiegend widmete er sich Portraits, wie z. B. Friedrich Schiller, Moses Mendelssohn u.a. Er unternahm in den folgenden Jahren ausgedehnte Reisen und erhielt zahlreiche Ehrungen. Am 14. März 1830 starb Gotthard Müller in Stuttgart und wurde auf dem Hoppenlaufriedhof begraben, sein Grab ist noch heute dort zu besichtigen.
Sein ältester Sohn Johann Friedrich Müller (1782-1816) wurde ebenfalls ein berühmter Kupferstecher. Als sein Hauptwerk gilt die Sixtinische Madonna nach Raffael. Mit 32 Jahren erhielt er den Ruf als Professor der Kupferstecherkunst nach Dresden. 1816 starb er jedoch, erst 34-jährig, in Pirna/Sachsen.
Lit.: Christian Rümelin, Johann Gotthard Müller und das Stuttgarter Kupferstecher-Institut. Mit einem Werkverzeichnis der Druckgraphik von Johann Gotthard Müller (1747-1830) und Johann Friedrich Wilhelm Müller (1782-1816). Stuttgart 2000.