Filderstädter Blühkiste - Mach mehr aus Deinem (Vor-)Garten
Hier geht es direkt zur den Pflanzempfehlungen.
Sie haben einen Schottergarten?
Was auch immer die Gründe dafür waren, ihn anzulegen – Fakt ist: Jede versiegelte Fläche heizt das Stadtklima weiter auf und treibt den Klimawandel zusätzlich voran! Leider zählen hierzu auch die vermeintlich modernen Schottergärten. In der Stadt sind es einzig die begrünten Flächen, Gärten und Parks, die eine positive Wirkung gegen die Überhitzung entfalten können. In Deutschland gibt es circa 13 Millionen Privatgärten mit einer Gesamtfläche von 6.800 km². Die Fläche aller deutschen Gärten zusammengenommen entspricht damit in etwa der gesamten Fläche der Naturschutzgebiete des Landes. Auch wenn Gärten die Funktion von Naturschutzgebieten nicht ersetzen können, tragen diese einen nicht unerheblichen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität (Artenvielfalt) bei. Gerade mit Blick auf das aktuell stattfindende globale Artensterben kann jeder seinen persönlichen Beitrag, durch naturnah gestaltete Gärten, zum Erhalt von heimischen Tier- und Pflanzenarten leisten. Die Filderstädter Blühkiste (PDF, 1,2 MB) macht ökologische und klimafreundliche Gartengestaltung einfach.
Was macht Schottergärten so problematisch?
Es ist sinnvoll, Schottergärten in Blühflächen umzuwandeln, denn….
- sie sind lebensfeindliche Steinwüsten, vergleichbar einer Betonfläche – Insekten und Vögel finden keine Nahrung
- sie schädigen und verdichten den Boden und unterbinden die Regenwasserversickerung, Unterlegfolien verhindern ein gesundes Bodenleben.
- sie haben eine schlechte Klimabilanz – Abbau, Zermahlen und Transport der Gesteine ist unökologisch; Unterlegfolien gegen Unkraut werden mit viel Energie aus Erdöl hergestellt und zerfallen zu schädlichem Mikroplastik. Zur Pflege von Schottergärten werden energie-intensive Laubbläser und Wasserstrahler sowie Pestizide eingesetzt.
- sie beschädigen das Stadtklima nachhaltig – die Steine heizen sich im Sommer stark auf und wertvolles Niederschlagswasser läuft ungenutzt oberflächlich ab.
Deshalb: Machen Sie mehr aus Ihrem Schottergarten!
Wussten Sie schon?
Die Neuanlage von Schottergärten ist laut Naturschutzgesetz Baden-Württemberg auf nicht überbauten Flächen mittlerweile untersagt. Durch die Umwandlung bestehender Schottergärten können Sie etwas dazu beitragen, um Filderstadt ein Stückchen ökologischer zu machen und für ein besseres Stadtklima zu sorgen. Die Stadt Filderstadt möchte ihre Bürgerinnen und Bürger bei der Anlage naturnaher und lebendiger Pflanzungen in Gärten und Vorgärten unterstützen. Aus dieser Idee heraus entstand die „Filderstädter Blühkiste“ mit einer Auswahl geeigneter Pflanzen, die neben dem Artenschutz auch eine attraktive Gartengestaltung zum Ziel hat. Wildbienen und andere Insekten, heimische Pflanzenarten und verschiedene Standortbedingungen wurden ebenso berücksichtigt wie die Verfügbarkeit der Pflanzen in unserer Stadt. So haben sich die Gartenfachbetriebe Schweizer Baum + Garten (Sielmingen), Dehner Garten-Center (Plattenhardt) und Gärtnerei Pflieger (Plattenhardt) bereit erklärt, die Filderstädter Blühkiste in ihr Sortiment aufzunehmen. In ihr befinden sich Pflanzen für eine Setzfläche von circa drei bis vier Quadratmetern. Lassen Sie sich beraten, um die für Ihren Garten optimale Pflanzenauswahl zu finden!
Viele Gründe für eine bunte Vielfalt
Begrünte Fläche – prima Klima!
Begrünte Flächen versprechen, was Schottergärten klimatisch nicht halten können: Kühlung an heißen Sommertagen. Denn Pflanzen verdunsten Feuchtigkeit und kühlen damit ihre unmittelbare Umgebung. Steine heizen sich dagegen bei Sonneneinstrahlung stark auf und geben diese Wärme nachts ab. So verstärken Schottergärten die Hitze in Siedlungen im Sommer zusätzlich, während begrünte Vorgärten ein Mittel sind, diese zu kühlen. Zudem binden Pflanzen Feinstaub und produzieren lebenswichtigen Sauerstoff.
Unversiegelter Boden und stabiler Wasserhaushalt
Unversiegelter Boden spielt eine wichtige Rolle für den Wasserhaushalt – hier kann Niederschlagswasser versickern und dem Grundwasser sowie Pflanzen zugeführt werden. Ein Schottergarten ist typischerweise mit wasserundurchlässiger Folie oder auch Beton unterlegt, dadurch ist die Fläche versiegelt. Niederschlagswasser kann nicht vom Boden aufgenommen werden, sondern läuft oberflächlich ab, meist in einen Kanal. Es steht nicht der Grundwasserneubildung zur Verfügung. Daher gilt: Jede noch so kleine, unversiegelte Fläche ist wichtig!
Blühendes Leben – gut für alle!
Begrünte (Vor-)Gärten helfen nicht nur bei der Klimafolgenanpassung, sondern mit heimischen, standortgerechten Pflanzen, die sich auf dem wertvollen Filderboden wohlfühlen, kann sich das „blühende Leben“ entfalten mit Pflanzen, Insekten und Bodenlebewesen. Für Insekten und Vögel sind blühende Vorgärten wichtige Oasen inmitten der Stadt. Naturnah gestaltete Gärten dienen also auch dem Erhalt von heimischen Tier- und Pflanzenarten.
Lange Freude am blühenden Vorgarten
Vorbereitung der Pflanzfläche
Der Boden sollte nicht verdichtet sein und außerdem frei von Wurzelunkräutern wie Giersch und Quecke sein und zudem keinen Bauschutt enthalten. Für trockenheitsverträgliche Pflanzungen im Süden des Grundstücks empfiehlt sich bei lehmigen Böden das Einarbeiten von Sand, Lava oder Splitt (circa 20 Prozent). Wird ein unkrautfreies Pflanzsubstrat eingesetzt, genügt eine Substratschicht von 20 bis 30 Zentimetern über dem vorbereiteten und gelockerten Boden.
Auswahl der Stauden und Gehölze
Zunächst wird die Lage der Pflanzfläche bestimmt. Für die Standorte Sonne, Halbschatten oder Schatten kann aus der Liste von robusten, vorwiegend heimischen Stauden eine Auswahl getroffen werden.
Anzahl der Pflanzen/Aufbau der Staudenpflanzung
Mit der Pflanzung soll eine gleichmäßige Bedeckung des Bodens erzielt werden. Als Faustregel gilt: sechs bis neun Pflanzen können pro Quadratmeter Pflanzfläche gesetzt werden. Um eine Höhenstaffelung zu erreichen, werden robuste, höhere Stauden - sogenannte Gerüstbildner - (circa zehn bis 15 Prozent) mit etwas niedrigeren Begleitstauden (circa 35 bis 45 Prozent) kombiniert. Die Begleitstauden folgen einem Farbthema und blühen zu unterschiedlichen Jahreszeiten. Um den Boden zu bedecken und die Pflanzung noch attraktiver zu machen, werden die noch offenen Flächen mit Bodendeckern (circa 30 bis 50 Prozent) und Füllpflanzen (circa sieben Prozent) bepflanzt. Die Anzahl der unterschiedlichen Pflanzenarten sollte bei den Gerüstbildnern fünf Arten, bei den Begleitstauden acht Arten, bei den Bodendeckern vier Arten und bei den Füllpflanzen zwei Arten nicht wesentlich übersteigen. Die Gewichtung der einzelnen Arten muss nicht gleichmäßig sein. Es können einzelne Arten in höherer Stückzahl als andere verwendet werden. Das Pflanzschema rechts gibt eine Anregung, wie die Pflanzen auf einer circa zwölf Quadratmeter großen Fläche angeordnet werden können.
Pflanzung
Die Pflanzung kann das ganze Jahr über erfolgen, optimal sind März/April und September/Oktober. Falls die Pflanzung durch Gehölze bereichert werden soll, werden diese zuerst gesetzt. Danach werden zunächst die Gerüstbildner verteilt, es folgen die Begleitstauden. Beide können einzeln oder in Gruppen zu je drei bis fünf Stück auf der Fläche verteilt werden. Die Bodendecker und Füllpflanzen werden anschließend ebenfalls gleichmäßig oder in kleinen Gruppen auf die noch offenen Stellen verteilt. Vor dem Pflanzen muss der Topfballen gut durchfeuchtet sein und die Oberfläche sollte keine Unkräuter enthalten (eventuell oberste Erdschicht entfernen). Jetzt werden die Pflanzen vorsichtig aus den Töpfen genommen und so gepflanzt, dass der Topfballen mit circa drei Zentimeter Boden bedeckt ist. Danach wird die Erde gut angedrückt und durchdringend gewässert.
Pflege
Während der Anwachsphase im ersten Jahr sollte die Pflanzung bei Trockenheit ein- bis dreimal pro Woche (später weniger) durchdringend gewässert werden. Dabei gilt: besser einmal richtig, als allabendlich nur locker darüber zu brausen. Die Pflanzen sollen ein tiefgehendes Wurzelsystem ausbilden. In den Folgejahren ist das Wässern nur in Dürreperioden notwendig. Nach dem Winter, ungefähr im Februar, erfolgt der bodennahe Rückschnitt der abgetrockneten Pflanzen. Bei wintergrünen Stauden werden nur trockene Blätter vorsichtig entfernt. Die Pflanzen sollten einen Deckungsgrad von 85 bis 100 Prozent erreichen. Zusätzliches Mulchen (Bedecken mit grobem, organischem Material) in einer Schichtstärke von fünf bis sieben Zentimetern ist sinnvoll, um Verdunstung und Keimung von einjährigen Samenunkräutern zu reduzieren. Schatten - und Halbschattenstauden sollten vorzugsweise organisch gemulcht werden, beispielsweise mit Rindenmulch, eigener, abgelagerter Kompost oder eigenem Laubkompost. Organischer Mulch sollte alle zwei bis drei Jahre ergänzt werden. Bei der Verwendung von Rindenmulch muss eine Ausgleichsdüngung mit Stickstoff (beispielsweise 70 Gramm Horngries je Quadratmeter) vor dem Mulchen erfolgen. Wer naturgemäß gärtnert, verwendet kein Blaukorn oder andere mineralische Dünger. Die Stauden der sonnig-trockenen Bereiche, die organische Mulchstoffe wie Rindenmulch schlecht vertragen, sollten am besten mineralisch gemulcht werden (zum Beispiel mit Gesteinssplitt oder Lava in der Körnung fünf bis acht Millimeter oder Sand null bis vier Millimeter). Diese mineralische Mulchmethode darf nicht mit einem Schottergarten verwechselt werden. Eine zusätzliche Düngung ist nicht erforderlich, da diese Stauden an magere Bedingungen angepasst sind.
Blumenzwiebeln/Gehölze
Zusätzliche Blumenzwiebeln sorgen für einen frühen Blütenteppich. Unabhängig von der Anzahl der Stauden können zehn bis 20 Blumenzwiebeln pro Quadratmeter gepflanzt werden. Krokus, Tulpen und Kugellauch eignen sich für sonnige Flächen. Im lichten Halbschatten gedeihen Elfen-Krokus und Narzissen, in Schattenbereichen Hasenglöckchen, Schneeglöckchen, Winterlinge oder Blausternchen. Die Blumenzwiebeln werden im Herbst in lockerer, zufälliger Verteilung oder in Gruppen von fünf bis sieben Stück in die Erde gesteckt (die Pflanztiefe ist jeweils dreimal so tief, wie die Zwiebel selbst hoch ist). Bei ausreichend Platz kann auch ein Kleinbaum oder ein Strauch gepflanzt werden. Die zu erwartende Wuchsgröße, die Abstände zur Fassade und zum Nachbarn sollten beachtet werden.
Pflanzliste für verschiedene Gartenstandorte
Pflanzenliste für den Süd/Südwest exponierten Garten (PDF, 314,1 KB) Mehr als sechs Stunden Sonne; pflegereduziert, trockenheitsverträglich, kalkreicher, lockerer Gartenboden. Der Süd/Südwest exponierte Garten benötigt Pflanzen, die an Trockenheit angepasst sind. Nur in Dürreperioden sollte gewässert werden. Der Rückschnitt erfolgt nach dem Winter und vor dem Austrieb der Blumenzwiebeln. Pflanzenliste für den Ost oder West exponierten Garten (PDF, 389,2 KB) Fünf bis sechs Stunden Sonne; pflegereduziert, mäßig trocken bis frisch, humoser kalkreicher Boden, mittlere Nährstoffversorgung Der Ost oder West exponierte Garten ist mäßig trocken bis frisch und benötigt eine mittlere, nicht zu gute Nährstoffversorgung. Der über die gesamte Vegetationsperiode verteilte Blühzeitpunkt sorgt für ein ganzjährig attraktives Bild. Der Rückschnitt der Stauden erfolgt nach dem Winter und vor dem Austrieb der Blumenzwiebeln. Pflanzenliste für den Nord/Nordost exponierten Garten (PDF, 103,9 KB) Ein bis zwei Stunden Sonne, keine Wintersonne; pflegereduziert, vorwiegend wintergrüne Arten, ausgewogene Nährstoffversorgung, humoser, kalkhaltiger lockerer Gartenboden. Der Nord/Nordost exponierte Garten ist nicht zu trocken und sollte eine mittlere, nicht zu gute Nährstoffversorgung haben. Wintergrüne Pflanzen prägen das Bild. Der Schwerpunkt der Blüte ist vorwiegend im Frühjahr oder Herbst. Nur wenige Arten müssen nach dem Winter zurückgeschnitten werden. Die wintergrünen Arten bleiben erhalten.
Vielen Dank an die Stadt Weinstadt für die Erlaubnis, ihre Idee der "Weinheimer Kiste" sowie Inhalte ihres Flyers zu nutzen. Die Weinheimer Pflanzliste wurde für die Fildern adaptiert von Tobias Kehrer, Staudengärtner, und Schweizer Baum + Garten, Filderstadt-Sielmingen. Fotos: Pixabay: Jill J Jenkins, Fietzfotos sowie Tobias Kehrer, Schweizer Baum + Garten und geogif.