Wettbewerb

Wettbewerb Innenstadt 2014

Da im Kernbereich Bernhausens zahlreiche Defizite in seiner Gestaltung, in der städtebaulichen Struktur und der Funktionszuweisung festzustellen waren, wurde im Jahr 2014 ein städtebaulicher Wettbewerb durchgeführt mit dem Ziel Lösungen zu entwickeln, um die Potenziale, die in diesem Kernbereich mit seiner Lagegunst und seiner Funktion vorliegen, auszuschöpfen.
Gefragt war eine ausgewogene Mischung aus starken städtebaulichen Zielen, verkehrlichen Maßnahmen, städtebaulichen und gestalterischen Impulsen durch die Stadt sowie Anreize für private Entwicklungen.
Damit verbunden bestand das Ziel, mit dem Gebiet in eine Förderkulisse der Stadterneuerung aufgenommen zu werden sowie die förmliche Einleitung eines Sanierungsgebiets.

Wettbewerbsergebnisse

Wettbewerb Beer Architektur und Städtebau, München

1. Preis
Beer Architektur und Städtebau, München

Professor Anne Beer
Mitarbeit:        
Lisa Frenzer, Michael Maier, Max Riek, Daniel Sautter
 
Aus dem Bericht der Jury:
 
Der besondere Charakter Bernhausens, aus ursprünglich landwirtschaftlichen Gehöften und international bedeutsamer Infrastruktur, wird vom Verfasser richtig erkannt. Der Entwurf reagiert auf diese Tatsache mit sehr ausdifferenzierten Bebauungs- und Nutzungsvorschlägen. Aus diesem Spannungsfeld heraus entwickelt der Entwurf seine Stärke. An drei Kristallisationspunkten, wird die Weiterentwicklung der Innenstadt dargestellt.
 
An der Jakobuskirche übernimmt ein neues Marktquartier mit einem Nutzungsmix aus Hofläden/Markthalle/Gastronomie und Einzelhandelsläden die Aufgabe des Impulsgebers, der die Fußgängerzone neu beleben soll. Ergänzt wird die Nutzung durch Wohnen in den oberen Geschossen. Die heute geschlossenen Bereiche südlich des Marktquartiers sollen aufgebrochen und durchlässiger für Fußgänger werden, was die Attraktivität der Innenstadt erhöht.
 
Das Bürgerquartier besteht aus einem Rathausneubau, in dem verschiedene Nutzungen wie Verwaltung, Bürgerzentrum, Galerie und Gastronomie Platz finden. Zusätzliche städtebauliche Qualität bezieht der Bereich auch aus der guten Durchlässigkeit und den öffentlichen Plätzen, die durch den Neubau entstehen. Der Übergang von Volmarstraße in die Fußgängerzone soll mit einem zurückgesetzten Gebäude gefasst werden. In der Erdgeschosszone sieht der Entwurf eine Nutzung vor, die eine hohe Frequenz an Besuchern mit sich bringt.
 
Das Bildungsquartier am S-Bahnhof schafft mit einer ausdifferenzierten Höhenentwicklung einen interessanten Stadtzugang Süd und fügt sich mit seiner Form sehr gut in den städtischen Kontext ein.

2. Preis
Teleinternetcafe Architektur und Urbanismus, Berlin

Andreas Krauth, Urs Kumberger, Verena Schmidt, Marius Gantert
Mitarbeit:        
Philip Flögel, Luc Knödler, Henry Anderson, Julia Schulz
 
Aus dem Bericht der Jury:
 
Die Idee der Verfasser setzt zur Stärkung der Nord-Süd-Achse Volmarstraße auf eine zwei stark formulierte Ankerplätze. Der sich südlich der Kirche wohltuend öffnende „Neue Jakobusplatz“ mit einem Bürger- und Kulturzentrum wird dabei als überzeugender Entwurfsan-satz gewürdigt.
Die Mischung aus Gastronomie, Kultur-/Vereinshaus und Bürgersaal versprechen als frequenzbringende Nutzungen eine deutliche Stärkung des Nord-Süd-verlaufenden städtebaulichen Rückgrats und können langfristig zur Stabilisierung der Fußgängerzone beitragen. Die bewusst heterogen dargestellten Kubaturen des Bürger- und Kulturzentrums werden in Bezug auf die Jakobuskirche kritisch diskutiert.
Der Verfasser sieht in diesem Bereich eine angemessene Aufwertung des öffentlichen Raums mit Begrünungen und zonierten Gebäudevorzonen für untersch. Nutzungsaneignungen vor.
In der Fortsetzung der Volmarstraße erscheint die Straßenraumgestaltung weniger differenziert und reagieren kaum auf die z.T. angrenzenden gewerblichen Nutzungseinheiten.
Der vorgeschlagene Rathausstandort wird in seiner Lage grundsätzlich begrüßt und bietet innerhalb des Baufelds Erweiterungsmöglichkeiten. Nicht genutzt wird dabei die Chance, am Dr. Peter-Bümlein-Platz (Ankerplatz 1) durch Eingriffe in den Bestand eine sinnfällige Verzahnung mit dem neuen Rathausstandort zu schaffen. Der dem Rathaus direkt vorgelagerte Raum wird als baumbestandene ggf. wassergebundene Fläche interpretiert, weist zu ZOB und Platzbereich aber keine weiteren Bezüge auf. Die Qualität des gemeinschaftlichen Grünraums wird aufgrund zu erwartender Konflikte öffentlicher/privater Nutzungsansprüche in Frage gestellt.
Im Wesentlichen werden die baulichen Arrondierungen auf ein flexibles typologisches Grundmodul aus 2 verbundenen Baukörpern reduziert, die in Teilbereichen durchaus nachvollziehbare Raumsituationen schaffen können, insgesamt aber zu wenig situativ auf unter-schiedliche Rahmenbedingungen reagieren können (z.B. Aicher Straße / Wohnen Friedhof).
Bei der Darstellung der Neubautypologien lässt sich dabei keine eindeutige Formensprache erkennen. Vielmehr deuten die Entwurfsverfasser eine größtmögliche Gestaltungsfreiheit an indem Flach- und Satteldachformen innerhalb eines Modules kombiniert werden. Das Fehlen einer eindeutigen Gestaltungsvorschlags wird als Nachteil bewertet.
Mit einem ausgewogenen Verhältnis aus vor- und rückspringenden Gebäudekubaturen gelingen vergleichsweise sensible Arrondierungen mit kleinen Aufweitungen der Seitenbereiche innerhalb enger Straßenraum (u.a. Bernhäuser Hauptstr./ Aicher Str.). Der grundsätzlich positiv zu beurteilende Entwurfsansatz lässt im Detail in den so gewonnenen Räumen jedoch nur geringe zusätzliche Aufenthaltsqualitäten erkennen. Zudem wurde die kritisch diskutiert, die dargestellte baulichen Flexibilitäten angemessen in einer Rahmenplanung fixieren zu können.
Die dargestellte Platzaufweitung am Eckgebäude Bernhäuser Hauptstraße/Volmarstraße wirkt nicht zwingend nachvollziehbar.
Als Vorteil wird bewertet, dass im Bereich der Bernhäuser Straße der Raumgewinn durch den vorgeschlagenen Einrichtungsverkehr für zusätzliche Längsparkangebote zur Stärkung der Einzelhandelsangebote in diesem Bereich genutzt werden.
Die auf den Flächen des Baustoffhandels vorgeschlagene Bebauung wird in ihrer städtebaulichen Haltung und angedeuteten Nutzungsmischung begrüßt.

3. Preis
Studioinges Architektur und Städtebau, Berlin

Francesca Saetti, Thomas Bochmann, Stefan Schwirtz
Mitarbeit:
Anna Román, Florian Walter

Aus dem Bericht der Jury:

Das städtebauliche Ideen-Konzept bildet einen starken Auftakt indem eine neue Stadtmitte erkennbar ausformuliert wird und sich der bisher heterogene Raum konsequent zu ablesbaren markanten Quartieren entwickeln soll. Dabei wird der Ansatz, „mehr Urbanität durch Dichte“ verfolgt, mit dem Ziel durch mehr Infrastruktur, mehr Einzelhandel und vor allem durch mehr Wohnraum, das städtische Leben zu stärken und den öffentlichen Raum intensiver zu beleben. Begrüßt wird die klare Haltung und konsequente Umsetzung dieses Ansatzes.
Das Bahnhofsreal auf einen zusammenhängenden Platzboden zu stellen, wird gewürdigt und ein identifizierbarer Ankunftsort wird definiert. Die stadträumliche Vernetzung funktioniert gut über den Wechsel öffentlicher städtischer Räume mit Hilfe von ergänzenden Quartiersplätzen und sinnvoll benachbarten Nutzungen wie z.B. Gemeinschaftshaus und Spielplatz am Friedhof. Die durchgängige Platzgestaltung mit großzügigen Streifen auch in die nördliche Altstadt hinein wird kritisch gesehen. Hier verschwimmen die Verhältnisse der Großkörnigkeit im Süden und den kleinteiligen Strukturen nördlich. Da sollte nicht das gleiche Muster verfolgt werden.
Das Ende der Fußgängerzone findet eine würdige Aufwertung vor dem Kirchberg. Der neu geschaffene Hofraum geht jedoch zu Lasten einer kontinuierlichen öffentlichen Raumfolge. Unverständlich ist auch der großflächige neue Baukörper an der Diepoldstraße, der in keinster Weise in die Körnung der stadträumlichen Struktur an dieser Stelle passt und die Kirche eher in den Hintergrund treten lässt.
Intensiv und kontrovers wurde im Preisgericht die neue Dichte südlich der Bernhäuser Hauptstraße diskutiert, mit dem Ergebnis, dass die vorgeschlagene Baumasse für Bernhausen nicht angemessen und die Verwirklichung in Bauabschnitten nur sehr schwer möglich ist. So ließen sich zunächst nur stadträumliche Fragmente verwirklichen, die erst in langfristig eine befriedigende neue Mitte formulieren. Auch wird der Übergang zu der kleinteiligen gewachsenen Struktur in den angrenzenden Räumen als zu hart empfunden.
Bei dem Konzept handelt es sich eher um eine Konversion als um eine Transformation der gewachsenen Mitte.
Die Vorschläge zur Verkehrsführung in ihrer unterschiedlichen Ausdifferenzierung funktionieren und unterstreichen das städtebauliche Konzept.
Insgesamt ist dies ein interessanter Beitrag, der allerdings die gewachsene Stadtstruktur zu sehr überformt und auch in der Umsetzung schwierig erscheint.

Frau Voss
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