Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen:

Ein Zeichen der Solidarität setzen!

FILDERSTADT. Das Thema ist ernst, im wahrsten Sinne des Wortes todernst: Gewalt gegen Frauen stellt längst ein gravierendes gesellschaftliches Problem dar. Betroffen sind Frauen aus allen sozialen Schichten und jeden Alters. Um die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren, braucht es Aufmerksamkeit. Beispielsweise am „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“, an dem auch Filderstadt Flagge zeigt und sich am 22. und 23. November 2024 mit verschiedenen Veranstaltungen beteiligt.

Häusliche Gewalt hat in den letzten Jahren stark zugenommen – auch mit tödlichem Ausgang. Für das Jahr 2023 weist die Statistik des Bundeskriminalamtes 155 ermordete Frauen bundesweit aus. Dies ist ein Anstieg um 6,5 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022. Im Landkreis Esslingen eskalierten im vergangenen Jahr die Konflikte in Paarbeziehungen derart, dass die Polizei rund 680-mal wegen häuslicher Gewalt ausrücken musste – das sind fast zwei Einsätze pro Tag! In Filderstadt waren es 75 Alarmierungen. Die Dunkelziffer wird weit höher geschätzt. Nach Aussagen des Deutschen Frauenrates wird hierzulande jeden zweiten Tag eine Frau ermordet. Diese Zahlen sind ebenso erschütternd wie alarmierend. „Umso wichtiger ist es, die Gesellschaft für dieses Thema zu sensibilisieren“, betont Dr. Susanne Omran, Leiterin des Referats für Chancengleichheit, Teilhabe und Gesundheit. Der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“ soll dazu beitragen.

Der historische Hintergrund

Am 25. November 1960 wurden in der Dominikanischen Republik die drei Schwestern Mirabal getötet, weil sie sich gegen den damaligen Diktator Rafael Trujillo zur Wehr gesetzt hatten. Die Frauen wurden zum Symbol für Gewalt gegen Frauen. 1999 haben die Vereinten Nationen (UN) den 25. November als offiziellen internationalen Gedenktag anerkannt. Auch die Stadt Filderstadt setzt sich entschieden gegen Gewalt ein und beteiligt sich unter anderem an der internationalen Fahnenaktion von „Terres des Femmes“ mit dem Hissen der Flagge „Frei leben“. Dieses Jahr wird sie vom 23. bis 25. November am Dr.-Peter-Bümlein-Platz in Bernhausen wehen. „Dieser Tag fordert uns alle“, ist Oberbürgermeister Christoph Traub überzeugt. „Der ’Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen’ (und Mädchen), lässt uns nicht nur in die Welt schauen, sondern auch hier vor Ort.“ Dieser Tag werde von der UN nicht umsonst in einer Reihe mit dem „Internationalen Tag der Menschenrechte“ (10. Dezember) gesehen, so Traub weiter. Es brauche unsere Gesellschaft, um Gewalt gegen Frauen zu beseitigen. Sein dringender Appell: „Lassen Sie uns die Beseitigung jedweder Gewalt gegen Frauen sichtbar machen. Dabei geht es gleichermaßen um Gewalt, die Frauen in Familien und Partnerschaften erleben müssen, bis hin zu Femiziden, die wir als extreme Gewaltform von Staaten erkennen und benennen müssen.“ Sein Dank gilt allen, die sich hier und weltweit aktiv gegen Gewalt an Frauen und Mädchen einsetzen.

Aktionen am 22. und 23. November in Filderstadt

Zum Internationalen Tag „Nein zu Gewalt an Frauen“ hat das Referat für Chancengleichheit, Teilhabe und Gesundheit zusammen mit Kooperationspartner*innen erneut ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt. Den Anfang macht am Freitag, 22. November, eine Workshop-Reihe für Schüler*innen in Filderstadt unter dem Motto „Meine Beziehung? Meine Grenzen. Meine Entscheidung!“ An den insgesamt 13 Workshops beteiligen sich die Gotthard-Müller-Schule, die Jahnschule, die Pestalozzischule sowie die Realschule Bildungszentrum Seefälle.

Gewalterfahrungen fangen bereits im Kindesalter im Elternhaus an. Deshalb seien, so Susanne Omran, die Workshops zur Gewaltprävention, die bereits seit 2016 regelmäßig an den Schulen angeboten werden, ganz besonders wichtig. Ihre Überzeugung: „Junge Menschen erhalten dadurch die Fähigkeit, mit Konflikten konstruktiv umzugehen. Und nicht mit Gewalt zu reagieren.“ „Sie lernen in den Workshops, wo und wie sie Hilfe finden können. Dazu gehört jedoch jede Menge Mut, wenn man als junger Mensch betroffen ist.“

Aktion „Rote Schuhe“

Am Samstag, 23. November, findet ab 9 Uhr auf dem Dr.-Peter-Bümlein-Platz in Bernhausen die Aktion „Rote Schuhe“ durch Frauen helfen Frauen e.V. statt. Die Kooperationsveranstaltung des Runden Tisches „Hilfe bei häuslicher Gewalt auf den Fildern“ will auf die so genannten „Femizide“ (Tötung von Frauen und Mädchen als extreme Form der Gewalt aufgrund eines veralteten Rollenbilds/Geschlechterverständnisses) aufmerksam machen. „Femizide dürfen nicht mehr verharmlost und bagatellisiert werden“, betont Tanja Schneider von Frauen helfen Frauen e.V. Das seien keine „Ehe- oder Familiendramen“, sagt sie, ein Mord an Frau und Kind sei kein „erweiterter Suizid“. „Wir müssen besser hinschauen“, fordert Schneider. Und weiter: Die Solidarität in der Gesellschaft sei groß, leider gebe es immer noch zu wenig Beratungsstellen, Frauenhausplätze und zu lange Wartezeiten. Da bestehe Handlungsbedarf.

Susanne Omran weist in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung des Sozialen Dienstes und des Ordnungsamtes hin, die in dem breit aufgestellten Netzwerk vertreten seien.

Ebenfalls am Samstag bietet die Stadt von 11 bis 18 Uhr für ihre Bürgerinnen einen Selbstbehauptungskurs an unter dem Motto „Angst lähmt – Mut befreit!“. „Jede Frau kann sich wehren“, macht die Kursleiterin Renate Rommel Mut und freut sich auf viele Teilnehmerinnen. Der Kurs ist kostenlos, eine Anmeldung unbedingt erforderlich unter E-Mail: chancengleichheit@filderstadt.de.

Omrans Vision für die Zukunft: „Freie, emanzipierte Frauen, die sich immer und überall ohne Angst bewegen können. Und Kinder, die ohne Gewalterfahrung aufwachsen dürfen!“

Alle Bürger*innen sind herzlich eingeladen, an dem Aktionstag ein Zeichen zu setzen. Einfach vorbeikommen am Samstag, 23. November 2024, ab 11 Uhr auf dem Dr.-Peter-Bümlein-Platz in Bernhausen. Für Fragen oder weitere Informationen steht das Referat für Chancengleichheit, Teilhabe und Gesundheit, Telefon: 0711/7003-343, E-Mail: chancengleichheit@filderstadt.de gerne zur Verfügung. (ab)

Mehr Informationen im Flyer (PDF, 117 KB).