Frühmesshof
Der Inhaber der Frühmesspfründe war Hilfsgeistlicher (Kaplan) und musste an einem Nebenaltar der Kirche die Frühmesse lesen und dem Pfarrer beim Gottesdienst assistieren. Das Einkommen des Bonländer Frühmesspfründners betrug 35 Gulden und war damit erheblich niedriger als das des Pfarrers, dessen Einkünfte den Wert von 50 Gulden hatten.
Im Zuge der Reformation 1534 wurde diese zweite Priesterstelle aufgelöst. Der letzte Frühmesspriester hieß Michael Scheffe. Die Abgaben mussten von den Abgabepflichtigen des Hofes an die Stiftsverwaltung Stuttgart weiter geleistet werden. Die Einnahmen flossen in den Armenkasten (Kirchengut), aus dem z.B. die Schule finanziert wurde.
Übrigens: Der Hof bestand nach dem Lagerbuch von 1550 aus einem Haus, Scheuer und ungefähr „einem Achtel Garten“. Das Haus hatte eine „Stube und ein Kellerlein“. Es wurde nach Auskunft der Zimmerleute als ziemlich baufällig bezeichnet, die grundlegenden Um- und Neubauten fanden jedoch wohl erst 1605 statt. 1842 wurden die Abgaben abgelöst, d.h. die Abgabepflichtigen kauften sich von ihrer Abgabepflicht frei. Das Gebäude kam 1859 durch Erbschaft in den Besitz der Familie Hörz.
Hier geht es weiter: Folgt man nun der Klingenstraße bis zur Unterdorfstraße, so stellt das Haus Unterdorfstraße 13 (Eckhaus links) ein typisches Seldnerhäuschen dar, das etwa um 1800 erbaut wurde.
Wissenswert: Das Wort „Selde“ , von dem sich seine Bewohner, die „Seldner“, ableiten, stammt aus dem Mittelhochdeutschen und steht für „ein verfügbares Stück Land“ , d. h. die Seldner besaßen zwar ein Stück Land, dies reichte aber bei weitem nicht zur Ernährung der zahlreichen Familienmitglieder aus. Oftmals waren es auch schlechtere Parzellenstreifen, die den Seldnern z. B. durch Allmendaufteilungen oder Rodungen zufielen.
Für den Lebensunterhalt mussten sie sich neben der Landwirtschaft andere Erwerbsquellen suchen. Sie arbeiteten z. B. als Tagelöhner bei den größeren Bauern des Dorfes, betrieben Bürstenbinderei, Weberei, Hausierhandel oder arbeiteten auswärts als Bauhandwerker, später in den Fabriken. Wie man auch an unserem Beispiel sehen kann, waren die Behausungen der Seldner klein und bescheiden. Der Stall war entweder in das Haus integriert oder an das Haus angebaut.
Hier geht es weiter: Bei der Einmündung der Mühlbachstraße in die Unterdorfstraße (die ab hier zur Bonländer Hauptstraße wird) befindet sich noch der "Untere Brunnen". Er war für die Wasserversorgung der Bewohner des Unterdorfs früher wichtig. Für diesen Fließbrunnen wurde Wasser in hölzernen Röhren (sog. Deichel) von der Quellstube in der Pappelallee (zwischen Bonlanden und Plattenhardt) hierher geleitet. Inzwischen ist der Brunnen trocken.
Der gusseiserne Brunnenstock stammt aus dem 19. Jahrhundert.
Nächste Stationen:
Nr. 15a: Mühlenhof, Bonländer Hauptstraße 9
Nr. 16: Bonländer See, Mahlestraße