Mobilitäts-Hub in Bernhausen: Auslobungstext für Wettbewerb beschlossen
Jetzt sind die Architekten gefragt…
FILDERSTADT. Bis Ende dieses Jahres wird das P+RParkhaus am S-Bahnhof in Bernhausen zurückgebaut sein. Parallel dazu hat jetzt der Gemeinderat den sogenannten „Auslobungstext“ für den sich anschließenden (Architekten-)Wettbewerb mehrheitlich beschlossen. Gesucht werden Lösungsansätze für einen zukunftsgerichteten Mobilitäts-Hub samt Parken (MHP). Bis dieser realisiert ist (Interimszeit), werden die verbleibenden Stellplätze im Erd- und Untergeschoss für die Öffentlichkeit wieder freigegeben.
Ziel und Funktion eines Mobilitäts-Hubs erklärt Markus Listl, der Geschäftsführer der Filderstadtwerke, die Eigentümer und Betreiber des Gebäudes sind: „Eine Hauptaufgabe ist die Bereitstellung von nutzerfreundlichen Umstiegsmöglichkeiten zwischen verschiedenen Mobilitätsangeboten.“ Darüber hinaus gelte es, möglichst viele Menschen zur S-Bahn-Nutzung zu motivieren, um „damit den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren oder gar zu vermeiden“.
Bestandteile des MHP sind neben den rund 255 Pkw-Stellplätzen beispielsweise Leihfahrräder, Abstellplätze für Fahrräder und (Elektro-)Motorräder sowie Halteplätze für „Kiss-&-Ride“, Carsharing und Taxis. Zudem erfordert ein Ort der Mobilitätsumstiege und -wechsel einen ansprechenden „Meeting-Point“. Dessen Ziel: mögliche Wartezeiten für die Nutzenden angenehmer zu gestalten.
„Attraktives Gebäude soll entstehen“
Zu den Wettbewerbsanforderungen zählt auch eine optimale Einbettung des Mobilitäts-Hubs in seine Umgebung – und dies in zentraler Innenstadtlage. So heißt es im Auslobungstext: „Aufgrund seiner Größe und Sichtbarkeit entlang der Karlstraße ist eine ortsbildprägende Wirkung zu erwarten. Es soll daher ein attraktives Gebäude entstehen, das sich harmonisch in die Örtlichkeit einfügt.“ Die weiteren Vorgaben neben den Aspekten der Barrierefreiheit, Nutzerfreundlichkeit sowie der Wirtschaftlichkeit: Adjektive wie ökologisch, nachhaltig, ressourcenschonend, energetisch hoch effizient und später auch recyclebar spielen bei der Konzeption des MHP eine große Rolle.
Konkret fallen unter anderem Stichworte wie Photovoltaikanlage (zur Stromgewinnung), eine Begrünung (zur Verbesserung des Mikroklimas) oder auch ein Retentionsbecken (für den Hochwasserschutz). Markus Listl: „Eine ausgewogene Aufteilung der Fassade zwischen Stromerzeugung und positivem Klimaeffekt ist in den Entwürfen vorzusehen.“
Wichtig: „Gefühl der Sicherheit für Nutzende“
Vor dem Hintergrund der Möglichkeiten und Chancen, die sich durch den Neubau eines MHP ergeben können, sollen laut Wettbewerbskriterien auch verkehrliche Randbedingungen rund um das Parkhaus berücksichtigt und mitgedacht werden. So gilt es beispielsweise, (durch den Gebäudeumriss) künftig einen Radweg an der Karlstraße über die Aicher Straße mit weiterem Anschluss an die Echterdinger Straße zu ermöglichen. Ebenso sollen an der Filderbahnstraße ein Bussteig sowie Taxi-Haltestellen eingeplant werden. Das Anfahren des Mobilitäts-Hubs wird grundsätzlich über die Filderbahnstraße erfolgen.
Die künftigen Nutzenden stehen im Mittelpunkt der Konzeption: Das Gebäude soll ihnen „ein angemessenes beziehungsweise gutes Gefühl der Sicherheit“ vermitteln, steht es Schwarz auf Weiß in der Ausschreibung. Bauliche Möglichkeiten, die die Architekten in ihren Entwürfen realisieren können: natürliche Helligkeit, eine bedarfsgerechte Ausleuchtung, die Farbgestaltung, die Übersichtlichkeit (Sichtkontakte) oder auch die Akustik. Zudem sind Videoüberwachungsund Meldesysteme vorgesehen. Parkflächen für Frauen in der Nähe von Fluchtwegen oder Ausgängen sind selbstverständlich. Der Geschäftsführer der Filderstadtwerke: „Dunkle Ecken und unübersichtliche Flächen müssen vermieden werden.“ Zudem wurde auf mehrfachen Wunsch aus den Reihen des Gemeinderats, eine öffentliche Toilette in den MHP einzubauen, in den Auslobungstext aufgenommen.
Weiteres Vorgehen
Das weitere Vorgehen: Nach der öffentlichen Wettbewerbsbekanntmachung können sich interessierte (Architektur-)Büros innerhalb der in der Auslobungsunterlagen genannten Frist bewerben. Ein Preisgericht wird die eingereichten Arbeiten bewerten und schließlich einen Siegerentwurf küren. Die letzte Entscheidung fällt dann durch den Beschluss des Gemeinderats.
Oberbürgermeister Christoph Traub erwartet von den Entwürfen der Wettbewerbsteilnehmenden Verschiedenes: unter anderem eine hohe Akzeptanz des Neubaus aller Nutzenden, ein „attraktives Gebäude für Bernhausen mit beispielhaftem Charakter für nachhaltiges Bauen und Zukunftsorientierung“ sowie letzten Endes auch einen motivierenden Anstoß für die weitere Entwicklung einer Mobilitätswende. (sk)